Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß Silber auch dann anläuft, wenn es nicht in Gebrauch ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dunkle, bräunliche, bläuliche bis blauschwarze Flecken bekommt oder sich insgesamt verfärbt und damit im üblichen Sprachgebrauch "angelaufen" ist.

Grund dafür ist die besondere Empfindlichkeit der Silberoberfläche gegenüber schwefelhaltigen Gasen, wie sie in der Umgebungsluft vorkommen. So genügen schon Spuren von Schwefelwasserstoff in der Luft, in Konzentrationen, die wir geruchlich noch nicht einmal wahrnehmen können, um Silber zu verfärben. Denn schon bei Raumtemperatur findet eine Reaktion zwischen Schwefelwasserstoff und Silber statt, wobei Silbersulfid gebildet wird, das dann zu den oben erwähnten dunklen Farbveränderungen führt.

In gleicher Weise läuft Silber bei Berührung mit Speiseresten an, die schwefelhaltige Substanzen enthalten, wie z. B. Eigelb, Mayonnaise, Senf, Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Fisch, besonders Fischlake und Marinaden. Deshalb sollte man z. B. auch keinen Silberlöffel verwenden, wenn man ein gekochtes Ei ißt.

800er Silber kann aufgrund seines hohen Kupferanteils, von 200 Teilen auf 1000, goldfarben bis hellbraun anlaufen. Es ist für das maschinelle Spülen daher weniger geeignet. Wurde es jedoch nachträglich galvanisch versilbert, verhält es sich selbstverständlich wie eine 90er bzw. 100er Silberauflage.

Aufgrund der oben erwähnten hochempfindlichen Reaktion zwischen Silber und schwefelhaltigen Verbindungen lässt sich das Anlaufen nicht vermeiden. Auch Silberpflegemittel mit Substanzen, denen eine Schutzwirkung nachgesagt wird, können, wenn überhaupt, das Anlaufen nur unwesentlich verzögern. Da diese Schutzschichten immer nur sehr dünn sind, kann die Schutzwirkung zeitlich auch nur sehr begrenzt wirksam sein.